Donnerstag, 3. Juni 2010

Jürgen Melzer in Runde Drei der French Open 2010 Paris

Elf Anläufe hat Jürgen Melzer in seiner mittlerweile elfjährigen Karriere als Tennis-Profi unternommen, um die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers zu überstehen. Jetzt hat es endlich geklappt: Bei den French Open 2010 in Paris steht Melzer sogar im Viertelfinale. In seinem Heimatland löste das eine kleine Tennis-Euphorie aus.

Erstmals seit vielen Jahren hat das österreichische Fernsehen wieder ein Tennis-Match live gezeigt - das siegreiche Achtelfinale gegen den Russen Teimuraz Gabaschwili. Auch beim Viertelfinale am Mittwoch (02.06.10) gegen Novak Djokovic ist der ORF wieder live dabei. Schließlich mussten die österrreichischen Tennis-Freunde lange dürsten: Seit Thomas Muster 1998 hat kein Spieler aus dem Nachbarland die Runde der letzten Acht erreicht.

Stefan Koubek war der letzte Österreicher, der in einem Grand-Slam-Viertelfinale stand. "Das klingt sehr schön und fühlt sich gut an, egal wie alt man ist", sagte Melzer, mit 29 Jahren ältester Viertelfinalist. Über den Siegeszug zeigte er sich erleichtert: "Jetzt fällt wenigstens die blöde Frage weg, warum ich es noch nie weit in einem Grand-Slam-Turnier geschafft habe." Für Philipp Petzschner, seinen Doppelpartner, kommt der Höhenflug nicht von ungefähr. "Jürgen spielt schon das ganze Jahr über konstant auf hohem Niveau. Man hat schon bei den Australian Open gesehen, wie stark er geworden ist", sagt Petzschner zu sportschau.de.



 
Lupe groß



































Petzschner: "Netter Zeitgenosse"

Mirna Jukic; Rechte: imago


Glückliches Paar: Schwimmerin Mirna Jukic und Jürgen Melzer

Dabei marschierte er sogar recht mühelos durch die erste Woche beim ehrwürdigen Pariser Turnier. Den erwarteten Siegen über Dudi Sela (Israel) und Nicolas Mahut (Frankreich) folgte ein überraschend klarer Dreisatz-Erfolg über den spanischen Sandplatz-Spezialisten David Ferrer. Härter kämpfen musste Melzer gegen den Roddick-Bezwinger Gabaschwili.

Die Erfolgssträhne kommt nicht von ungefähr. Mit den Jahren hat Melzer an Routine gewonnen: "Ich hatte schon immer ein gefährliches Spiel, aber mir fehlte die Beständigkeit", sagt der gebürtige Wiener. Auch in seinem Privatleben geht es seit geraumer Zeit etwas geordneter zu, seit er mit der österreichischen Top-Schwimmerin Mirna Jukic das neue Sportler-Traumpaar der Alpenrepublik gibt. "Mirna tut ihm sehr gut. Sie lässt ja ihren Beruf im Moment ruhen und ist oft an seiner Seite. Das gibt ihm ein gutes Gefühl", sagt Philipp Petzschner. Auch der deutsche Profi schätzt die Zusammenarbeit mit dem Kollegen, mit dem er sich den gleichen Kondiitonstrainer teilt. "Jürgen ist ein netter Zeitgenosse, mit dem man sich gerne umgibt. Er ist entspannt. Man kann viel Spaß mit ihm haben", so Petzschner.

Vor der Liasion mit Jukic sorgte Sunnyboy Melzer mit eher kurzen Beziehungen zu den Kolleginnen Anastasia Myskina (Russlan), Nicole Vaidisova (Tschechien) und Dominika Cibulkova (Slowakei) für Schlagzeilen.
Trainer Nyström; Rechte: imago

 Joakim Nyström, mit Melzer auf Erfolgskurs

 

Beckers alten Kollegen als Trainer

Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg darf sich aber auch Melzers Trainer gutschreiben. Der Schwede Joakim Nyström, früher Konkurrent von Boris Becker, arbeitet seit etwas mehr als zwei Jahren mit dem Weltranglisten-27. zusammen. Die Chemie stimmt offenbar zwischen beiden. Ob nun auch der ganz große Wurf gelingt? Gegen Djokovic ist Melzer klarer Außenseiter, aber dennoch optimistisch: "Ich habe das Spiel, um auch Novak zu schlagen. Die Ausgangslage ist wie gegen Ferrer. Ich habe nichts zu verlieren", sagte der Linkshänder. Djokovic geht mit viel Respekt in die Partie. "Er hat bisher großartig gespielt und ist definitiv ein Spieler, auf den man aufpassen muss. Er hat zwar einen überraschenden Sieg über Ferrer gefeiert, aber er hat gegen ihn wie ein Top-Ten-Spieler gespielt. Ich würde mich nicht so viel höher einstufen", meinte der Serbe. Kollege Petzschner setzt sogar auf den Doppelpartner: "Ich glaube, dass er auch gegen Djokovic eine sehr gute Chance hat zu gewinnen." Für kommenden Freitag hat sich der Bayreuther, für den in Paris nach der ersten Runde Schluss war, beim Rasenturnier in Halle/Westfalen mit Jürgen Melzer verabredet. Petzschner wäre dem Kollegen aber nicht böse, wenn er diesen Termin nicht einhalten würde ...

 

Was die Deutschen nicht haben

Die österreischischen Medien dürften bei einem weiteren Melzer-Sieg neues Öl ins feuer Richtung Nachbarland gießen. Schon nach dem Sieg über Gabaschwili fragten die "Salzburger Nachrichten" ihre Leser: "Was hat Österreich, was die deutschen nicht haben? Einen Spieler in der zweiten Turnierwoche bei den French Open."


(Quelle:  http://sport.ard.de/sp/tennis/news201006/01/melzer.jsp)

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